Archiv | März, 2012

Kalifornien

17 Mär

Der USA-Trip beginnt mit einer kleinen Irritation. Nach einer halb durchwachten Nacht stehen wir morgens um neun Uhr auf dem riesigen Parkplatz der Alamo-Autovermietung in Los Angeles. Über uns kreischen die Flugzeuge des nahegelegenen Flughafens. Der Geruch von abgeriebenem Gummi und verbranntem Kerosin weht herüber. Einen Kleinwagen wollen wir abholen, Toyota-Corolla-Klasse, wie bestellt. Verloren halten wir mit unserem Abholschein Ausschau nach einem Advisor, einem Mitarbeiter, der uns zum Auto führt. Aber in der silber-weissen Blechherde uniformer Mittelklassewagen ist niemand zu sehen.

Plötzlich schiesst Antony auf uns zu, sein Namensschild stellt ihn vor, er selbst hat nicht die Zeit dazu, alles muss jetzt schnell gehen. Abholschein, bitte! Hierlang! Da steht Ihr Wagen! An der Ausfahrt noch mal den Schein zeigen! Danke! Gute Fahrt!

Vor uns steht ein panzerähnliches Fahrzeug, ein tiefschwarzer Jeep Wrangler, eine zwei Tonnen schwere Geländelimousine, wie sie bei Stars und Grossstadt-Cowboys beliebt ist – Stossstangen wie Rammböcke, Reifen bis zur Hüfte, die Kraft von 200 Pferden. Irritiert rufen wir Antony hinterher. Er bleibt kurz stehen. In der gebuchten Klasse ist gerade kein Wagen verfügbar! Das ist Ihr Auto! Wir haben Sie hochgestuft! Kostet Sie nichts extra! Tolles Teil, was? Gute Fahrt! Weg ist er.

Stumm blicken wir auf das bullige Geschoss – irgendwie hatten wir uns den USA-Trip anders vorgestellt, dezenter, umweltfreundlicher. Ich denke an das Benzin, das dieses Monstrum fordern wird. Gleichzeitig finde ich die Situation aufregend, Geländewagen fahren, die Kraft spüren, Cowboy spielen, das wollte ich schon immer mal. Die blecherne Dekadenz lockt. Ich werde schwach. Es ist ja nur für ein paar Tage, sage ich mir. Ein Blick zu Line, und ich weiss, sie sieht das anders. Lieber zu Fuss als mit diesem Panzer, steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Eine halbe Stunde später verlassen wir das Alamo-Gelände – mit dem Jeep, Line hat nachgegeben, mir zuliebe. Und während sie auf dem Beifahrersitz hin und her rutscht, kämpfe ich mit dem halbautomatischen Getriebe. Erst nach einigen Kilometern habe ich den Jeep vollständig unter Kontrolle. Die Drehzahl sinkt auf ein gesundes Niveau. Rund 800 Kilometer liegen jetzt vor uns, in vier Tagen wollen wir in San Francisco sein, dazwischen die schönsten Abschnitte wie Big Sur, Monterey und Santa Cruz sehen.

Nach gut einer Stunde erreichen wir den Stadtrand von Los Angeles, die Strasse wird kleiner, der Verkehr ruhiger, die Umgebung hübscher. Langsam gewöhnen wir uns an den kraftvoll brummenden Motor, der uns Richtung Coastal Highway trägt. Noch wissen wir nicht, dass die nächsten Tage zu den schönsten unserer Weltreise gehören werden.

California Dreaming

On the road again  – und diesmal so richtig. Mit dem Auto kurven wir an der Steilküste Kaliforniens entlang, geniessen tolle Ausblicke und das Freiheitsgefühl, das dabei aufkommt. Wir können anhalten, wo es uns gefällt, keine aktigen Busfahrten, keine nervige Zimmersuche zu Fuss. Es ist Frühling, überall liegt Blütenduft in der Luft, die Natur ist so vielfältig und schön. Bei den Trekkingtouren durch Nationalparks werden wir überrascht, sehen Robben, Otter und sogar Wale vor der Küste.

Dabei hatte ich mir Amerika ganz anders vorgestellt. Interessiert war ich eigentlich nur an San Francisco – da wollte ich schon immer mal hin. Das restliche Land, mit seinen gigantischen Supermärkten, Burgerketten und seinem American Way of Life, hat mich weniger angezogen. Aber jetzt bin ich hier und total begeistert.

Die Leute, die wir treffen, sind unglaublich freundlich und interessiert. Alles ist so unkompliziert. Dreimal am Tag gibt’s Fast Food. Abends fallen wir zufrieden in die übergrossen Kingsize-Betten in den heimeligen Motelzimmern und schauen eines der 500 Programme auf den riesengrossen Flachbildfernsehern. Alles ist XXL – nach Asien das reinste Disneyland.

Die Krönung des Roadtrips ist für mich San Francisco. Drei Stunden verbringe ich damit, die Golden Gate Bridge zu bestaunen. Es ist toll, hier zu sein, und das Gefühl wird dadurch noch verstärkt, dass die anderen 200 Menschen, die auch auf der Brücke stehen, das genauso sehen. Die Stimmung ist grossartig. Viel zu schnell ist die Zeit in San Francisco vorbei – für mich ist Kalifornien wie ein „Urlaub“ auf unserer Reise.

Unser Jeep am Highway One. Die Strasse führt von Los Angeles nach San Francisco - die meiste Zeit mit Blick auf die wilde Pazifikküste...

...deren steile Felsen, luftige Brücken und karge Berghänge eine beeindruckende Kulisse für unseren kleinen Roadtrip bilden...

...genauso wie der Abschnitt "Big Sur", der wegen seiner Ursprünglichkeit zu den schönsten Landschaften Kaliforniens gehört...

...und unzählige Tierarten beherbergt, wie zum Beispiel diese Robben.

Wo es geht, laufen wir durch die immergrüne Landschaft Kaliforniens (hier im "Julia Pfeiffer Burns State Park" südlichvon Monterey)...

...auch wenn es manchmal nicht ganz ungefährlich ist. Denn hier sind auch die Berglöwen zu Hause, die zwar scheu, aber kräftig sind.

Abends entspannen wir im Whirlpool unseres Motels.

Nach vier Tagen erreichen wir unser Ziel - San Francisco. Hier der Blick von der ehemaligen Gefängnisinsel "Alcatraz" auf die Stadt.

Line am Ziel ihrer Träume - die "Golden Gate Bridge".


Tahiti

11 Mär

Auf dem Weg nach Nordamerika liegt ein 24-Stunden-Aufenthalt in Papeete auf Tahiti vor uns. Die Flugroute (hier auf dem Display im Flieger) führt über die Datumsgrenze im Pazifischen Ozean...

...die zwischen Neuseeland und Französisch-Polynesien von Nord nach Süd verläuft. In diesem Moment fliegen wir in die Vergangenheit, vom 11. in den 10. März.

Da unten ist sie irgendwo, die Datumsgrenze!

Menschen und Tiere auf Tahiti.

Natur und Berge auf Tahiti.

Weite und Sehnsucht auf Tahiti.

Auckland

10 Mär

Drei Monate wollten wir in Neuseeland bleiben, aber nach gut einer Woche reisen wir ab. Mehr als Auckland bekommen wir nicht zu sehen. Zu schlecht ist das Wetter, zu umständlich das Leben. Anders als in Südostasien muss hier fast alles im Voraus geplant, reserviert und teuer bezahlt werden – spontan und unkompliziert klappt kaum etwas.

Das Reisen fuehlt sich plötzlich schwer und träge an. Nach den letzten fünf Monaten im asiatischen Chaos, den In-letzter-Minute-Entscheidungen und Wird-schon-irgendwie-klappen-Aktionen sind wir das nicht mehr gewohnt, müssen uns wieder an westliche Standards gewöhnen und tun uns ziemlich schwer damit. Gelangweilt liegen wir im Zimmer, schauen an die Decke. Regen, Sturm und Kälte tun ihr Übriges. Wir wollen weiter, so schnell wie möglich.

Es ist einfach nicht der richtige Ort zum richtigen Zeitpunkt. Wir werden ein andermal wiederkommen, um die beiden Inseln Neuseelands zu bestaunen, die eine grandiose und atemberaubende Landschaft bieten sollen. Goodbye, du merkwürdiger Zwischenstopp.

Sturmwarnung bei Ankunft in Auckland - es wird mit Stromausfällen und der Schließung des internationalen Flughafens gerechnet...

...ganz so schlimm kommt es dann zwar nicht, aber der ständige Regen und die starken Windböen reichen aus, um Auckland an manchen Tagen in eine Geisterstadt zu verwandeln. Wer kann, bleibt in seinem Haus...

...so wie wir in unserem Hostel, wo Line und ich nach Monaten zum ersten Mal wieder selbst kochen. Essen, genau wie wir es haben wollen - ein Luxus!

Nach nur neun Tagen verlassen wir Neuseeland schon wieder - dank unserer Reiseagentur konnten wir kurzfristig umbuchen. Über Tahiti geht's jetzt nach Kalifornien, später dann nach Guatemala, wo wir Spanisch lernen wollen. Der Abschiedsblick aus dem Flugzeugfenster zeigt: Es war die richtige Entscheidung.