Nebelschwaden ziehen über den schmalen Weg, der durch den dichten Regenwald führt. Riesige Baumfarne, Moose, Lianen und Würgebäume umgeben uns. Im Unterholz knackt es, man hört exotische Vogelstimmen und überall rieselt, plätschert und tropft es. Ab und zu fliegen Kolibris und bunte Schmetterlinge vorüber. In der Ferne hören wir Affengeschrei – eine einzigartige Atmosphäre.
Eigentlich wollten wir nicht nach Costa Rica kommen, viele Reisende haben uns davon abgeraten: zu teuer, zu touristisch, zu wenig ursprünglich. Zum Glück haben wir nicht auf sie gehört. Schon nach wenigen Tagen habe ich mich in Costa Rica verliebt. Das Reisen ist so unkompliziert, die Hostels sind schön, die Natur ist überwältigend. Und das Beste daran ist, daß wir alles auf eigene Faust erkunden können. Eine Seltenheit in Zentralamerika. In jedem Park gibt es Wanderwege, Karten und eine faszinierende Tier- und Pflanzenwelt.
Der Nebelwald von Monteverde ist nur ein Höhepunkt unserer Reise. Jeden Tag werde ich aufs Neue überrascht. Wir baden in einem heißen Fluss am Fuße eines Vulkans, wandern an brodelnden Schwefelquellen vorbei und spielen Tarzan und Jane, indem wir uns an Drahtseilen befestigt durch den Regenwald schwingen. Genießen das Reggae-Feeling an der Karibik, werden von Brüllaffen geweckt, bestaunen Faultierbabies in einer Tierrettungsstation, sehen fette Krokodile auf Sandbänken chillen, beobachten Waschbären, Schildkröten, Tukane, bunte Schmetterlinge und unzählige Affen, die mindestens genauso neugierig sind wie wir.
Nach zwei Wochen sehen wir San José, die Hauptstadt Costa Ricas, aus dem Flugzeug unter Wolken verschwinden. Die Zeit ist viel zu schnell vergangen, doch länger hätte unser Budget nicht gereicht. Während die Maschine immer mehr an Höhe gewinnt und sich unter mir die Wolkendecke vollständig schließt, weiß ich eines ganz sicher: Ich komme wieder!
So haben wir uns immer Afrika vorgestellt – der Nationalpark Rincón de la Vieja…
…mit seinen bunten Echsen, die uns regelmäßig einen Schrecken einjagen, weil sie plötzlich aus dem Gebüsch schießen und wie angewurzelt stehen bleiben…
…und mit seinen zahlreichen Erdlöchern im vulkanischen Untergrund („Fumarole“ genannt), aus denen pausenlos das Erdinnere in die Atmosphäre dampft…
…oder brodelt, wie bei dieser heißen Schwefel-Quelle, auch „Schlammtopf“ genannt, in deren Nähe es widerlich nach faulen Eiern stinkt.
Ganz anders ist der Nebelwald von Monteverde…
…im zentralen Hochland Costa Ricas. Kühl, feucht und ziemlich ruhig liegt das tropische Naturschutzgebiet auf einer Höhe von bis zu 1800 Metern…
…mit mehr als 2500 verschiedenen Pflanzenarten, die nicht nur auf dem Boden, sondern oft auch direkt an und auf den riesigen Bäumen im Park wachsen.
Ein anderes Highlight in Monteverde ist „Canopy“…
…dabei rauschen wir an Stahlseilen gesichert kreuz und quer durch den Nebelwald. Manchmal 30 Meter und mehr über den Baumkronen.
Kleine Verschnaufpause, bevor es richtig heftig wird…
…denn beim Finale, dem sogenannten „Superman“, hängen wir mit dem Kopf nach unten an einem 1 Kilometer (!) langen Seil, das zwischen zwei Bergen gespannt ist. Mit wahnsinnigem Tempo gleiten wir die ersten Meter durch dichte Nebelschwaden, die kurz darauf verschwinden und den Blick in das rund 300 Meter tiefe Tal unter uns freigeben – ein Adrenalinschub, an den wir noch lange zurückdenken werden.
Nur wenige Kilometer von Monteverde entfernt ragt der wohl bekannteste Vulkan Costa Ricas in den Himmel – der „Arenal“. Bis vor anderthalb Jahren war er aktiv, spuckte oft mehrmals täglich kleinere Mengen Lava und Asche in die Umgebung. Schade, daß er nun schläft, denn für uns heißt das, wieder kein aktiver Vulkan…
…und wir müssen uns mit den erkalteten Vulkangesteinsbrocken zufrieden geben, die überall rund um den Arenal herumliegen – kleine Klumpen…
…aber auch große Brocken, über die man klettern muss.
Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns ein Bad im heißen Fluss. Das Wasser kommt vom Vulkan, dampft und sprudelt um uns herum. Die Stelle ist ein Geheimtipp unter den Einheimischen – kein Eintritt und keine anderen Touristen.
Karibik! Nach gut einer Woche erreichen wir das Dorf Cahuita an der Ostküste des Landes und stehen zum ersten Mal in unserem Leben am Karibischen Meer…
…sehen einen, ja, äähhhh, …Waschbär…
…und Brüllaffen, bei deren Brüllen wir zuerst ordentlich zusammenschrecken und an Löwen denken (die es hier gar nicht gibt)…
…und natürlich Faultiere, die als eine Art Wahrzeichen der Region gelten und besonders bei den Touristen beliebt sind. Ob in freier Wildbahn…
…oder in einer der Tierrettungsstationen (vorne ein Dreifinger- und hinten ein Zweifinger-Faultier). Normalerweise schlafen sie 18 Stunden am Tag, die restliche Zeit essen die Faultiere Blätter. Um sich möglichst wenig bewegen zu müssen, können sie ihren Kopf bis zu 270 Grad drehen. Und nur einmal pro Woche verlassen die Tiere ihren sicheren Hängeplatz im Baum, um am Boden ihr Geschäft zu verrichten.
Faultiere sind so beliebt, daß sie immer wieder als Werbeträger herhalten müssen, wie bei diesem Mineralwasser aus der Region.
Wir sind auf dem Weg nach Tortuguero im Nordosten Costa Ricas und werden von einem ziemlich heftigen Regenschauer erwischt, ist ja auch Regenzeit…
…zum Glück ist Regen aber die Ausnahme. Unsere letzten Tage im Land verbringen wir bei herrlichem Wetter – hier am Bootsanleger unseres Hostels in Tortuguero, einem Kleinen Dorf im Regenwald, das nur per Boot oder Flugzeug zu erreichen ist.